Wicked, der Subtext & ich
Shownotes
In dieser Folge spreche ich über meine langjährige queere Lesart von "Wicked" – und darüber, was passiert ist, als Teil 2 im Kino plötzlich etwas ganz anderes in mir ausgelöst hat. Es geht um Subtext, Frauenbeziehungen, queere Repräsentation, Queerbaiting und Straight Signaling – und darum, warum Identifikation für viele queere Menschen so viel tiefer geht als reine Interpretation. Am Ende bleibt für mich klar: Wicked ist und bleibt eine zutiefst queere Geschichte. Warum – das erzähle ich euch in dieser Folge… :)
Mein neuer lesbischer Roman:
Eine lesbische Abenteuer-Lovestory:
Coming-out Roman:
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00:00:00: Herzlich willkommen zu Frau Verliebtem Lesbischen Podcast.
00:00:03: Heute mit einer Folge, die ich ursprünglich anders geplant hatte.
00:00:08: Es soll der Wicked gehen, das Musical, dessen Verfilmung gerade in den Kinos läuft.
00:00:12: Als großer Fan des Stücks und Verfechterin einer queeren Interpretation der Beziehung der beiden Protagonistinnen, wollte ich eine Folge aufnehmen, in der ich eben jene Queerles-Art des Stücks aufbereite.
00:00:24: Und ich hatte auch schon alles aufgenommen.
00:00:27: Doch dann saß ich in Wicked Vergürt im Kino und hatte einen kleinen emotionalen Zusammenbruch, der mich jene Folge löschen ließ.
00:00:35: Wieso, weshalb, warum und was zur Hölle war damit meiner Psyche los?
00:00:39: Das möchte ich euch in dieser Folge erzählen.
00:00:42: Es wird somit in dieser Folge zu Spoilern kommen, also seid gewarnt und nun kommt mit mir nach aus.
00:00:56: Es ist schon eine außergewöhnliche Erfolgsstory.
00:01:00: Der erste Teil der neuen Verfilmung des Musicals Wicked hat die Welt im Sturm erobert.
00:01:06: Über siebenhundert Millionen Dollar Einspielergebnis, zehn Oscar-Nominierungen darunter, bester Film und Nominierung für die Hauptdarstellerin Cynthia Erivo und Ariana Grande.
00:01:18: Bei den Golden Globes gab es auch einen Preis und das war alles nur Teil eins.
00:01:24: Seit dem zwanzigsten November läuft der zweite Teil, Wicked for Good, in den Kinos und es ist zu erwarten, dass auch dieser ein riesiger Erfolg wird.
00:01:34: Damit gehört Wicked inzwischen zu den erfolgreichsten Musical-Verfilmungen aller Zeiten.
00:01:40: Wicked basiert auf einem Roman aus den Neunzigern von Gregory McGuire, Dieser wiederum ist eine Neuinterpretation des Klassikers der Zauberer von Oz vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts.
00:01:56: Gregory McWire hat quasi eine Fan-Fiction geschrieben, in der er den Charakteren aus der Zauberer von Oz, insbesondere der bösen Hexe des Westens, eine Hintergrundgeschichte gab.
00:02:09: Wie wurde die grüne Hexe eigentlich böse?
00:02:12: Und wie wurde dagegen Glinda zur guten Hexe?
00:02:16: Was war da los in Aus?
00:02:18: In den letzten Jahren feierte es in der Musik-Verfassung Premiere am Broadway mit Idina Menzel als Elferbar der grünen Hexe und Christian Chenoweth als Glinder.
00:02:31: Eine Geschichte über Freundschaft macht anders sein und über die Liebe.
00:02:37: Wicked begeistert also schon viel länger die Leute, als es jetzt die Hollywood-Filme gibt.
00:02:43: Und, was uns hier zu diesem Podcast führt, begeistert von Anfang an auch insbesondere das queere Publikum.
00:02:51: Denn jede Version von Wicked, ob nun das Buch, das Musical oder die Musical-Vertilmung, alles ist ziemlich queer-coded.
00:03:01: Also voller queerer Andeutungen, was die Beziehung der beiden Hauptcharaktere Elverbaum-Dinder betrifft.
00:03:08: Die Queerness von Wicked.
00:03:11: Ich wollte die ganze Folge eigentlich anders aufbauen und euch jetzt schön aufdröseln, wo Wicked überall queer ist.
00:03:20: Aber nachdem ich Wicked for good, also Teil zwei jetzt im Kino gesehen hatte, musste ich meinen Aufbau einmal komplett ändern.
00:03:28: Deshalb werde ich euch jetzt hier nur einen kleinen Abriss geben.
00:03:32: Schaut euch einfach selber am besten Wicked Teil eins an und geht, während ihr das guckt, einfach mal davon aus, dass Glinda in Elphaba verliebt sein könnte.
00:03:42: Womöglich auch Elfer bei Englander.
00:03:44: Ich bin mir sicher.
00:03:45: Und ich werde einige Momente auffallen, die diese These stützen.
00:03:49: Ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich selbst bin, ... ... ich ist mir dabei halt auch etwas aufgefallen, nur beim Hören.
00:04:15: Im Zentrum der Geschichte steht eine Beziehung zwischen zwei Frauen, Glinda und Elfa aber.
00:04:22: Und zwischen den beiden spielt sich etwas ab, was sich jetzt kaum versteckt, aber nicht wirklich ausgesprochen wird.
00:04:32: Das beginnt schon deutlich bereits am Anfang nach der ersten Begegnung der beiden Charaktere.
00:04:39: Sie sind beide neu an der Schiss-Universität angekommen und sind jetzt da gezwungen, sich ein Zimmer zu teilen, as they were roommates, was ja nicht.
00:04:49: Umsonst mittlerweile ein geflügeltes Wort für heruntergespielte homosexuelle Beziehung ist, aber das nur am Rande.
00:04:57: Also Glinda, wohlsituiert, privilegiert, wunderhübsch und beliebt, trifft auf Elferbar, die grün ist, die totale Außenseiterin.
00:05:09: Ihr Leben lang schief angesehen und gefürchtet und missverstanden.
00:05:14: Zwei Frauen, deren Hintergründe nicht unterschiedlicher sein könnten.
00:05:18: Und ihr erster gemeinsames Song beginnt so.
00:05:41: Und jetzt mal ganz ehrlich, plötzlich starke Gefühle, Herzklopfen, ein Gefühl glühend wie eine Flamme, das ist das Vokabular eines Crushes.
00:05:54: Nur dass beide Figuren nun Schluss folgern, es müsste sich um Loathing handeln, also Abscheu, das Gegenteil von Loving, was genauso gut in die Lyrics gepasst hätte.
00:06:04: Eigentlich so ein typischer Einstieg für From Enemies to Lovers.
00:06:09: Und so geht es jetzt halt auch weiter.
00:06:12: Zwei deutige Lyrics, die diese starke Beziehung, die sich durch den Ganzen plottzieht und romantisch aufgeladene Momente zwischen den beiden Frauen.
00:06:21: Aber nie explizit.
00:06:24: Es ist kein Wunder, dass dieser queere Subtext im Musical und im Film mitläuft.
00:06:30: Bereits in der Romanvorlage gibt es Passagen, die eine queere, gar sexuelle Konnotation haben.
00:06:37: So gibt's dort zum Beispiel einen Kuss zwischen Elferbau und Glinder und Andeutung, dass sie miteinander im Bett waren.
00:06:43: Der Autor selbst hat diese Deutung gestützt und bestätigt, dass, naja, diese Mehrdeutigkeit sehr bewusst im Text zu finden ist.
00:06:52: In einem Interview sagte er, und ich übersetze jetzt mal, vielleicht, wenn die Lichter aus waren und der Autor zum Rauchen nach draußen ging, hatten die Mädchen Sex im Zug auf dem Weg in diese Maraktstadt.
00:07:06: Ja.
00:07:07: Also nicht nur, dass es eben diesen Subtext für Gelfi gibt, wie man halt das Pärchen unter Shipping Leuten nennt, es sind auch die individuellen Wege der beiden Charaktere, die sich mit Erfahrung kürer Menschen decken.
00:07:23: Da ist auf der einen Seite Elphaba, die offensichtlich anders ist als der Rest der Gesellschaft.
00:07:29: Sie muss damit leben und entwickelt eine Art queere Energie des Andersseins.
00:07:35: Eine Energie, die sagt Ich passe hier nicht rein, also schaffe ich mir meinen eigenen Raum, die Fyingravity.
00:07:43: Ich glaube, viele queere Leute können sich in ihrer Position und auch in ihrem starken Umgang damit, in der Kraft, die sie eben aus diesem Anderssein generiert, wiederfinden.
00:07:56: Und Glinda?
00:07:58: Um ehrlich zu sein, habe ich mich ihr immer etwas näher gefühlt.
00:08:02: Das Mädchen, das perfekt den Vorstellungen der Gesellschaft entspricht und in diesem Bild und der Erwartung, die es an sie stellt, gefangen ist.
00:08:11: Freundlich, markelos, perfekt inszeniert, doch dahinter warbert eine andere Wahrheit, eine Unsicherheit, ein Leid, dass sie selbst lange nicht auszudrücken vor Marc, weil sie so sehr dem Bild entsprechen will, dass alle eben von ihr haben.
00:08:28: Mich hat das stark an meine Erfahrung vor meinem Coming-out erinnert.
00:08:33: Daran nicht auffallen zu wollen als queere Person, lieber mit irgendwelchen Jungs mal rumknutschen als irgendwie in den Verdacht zu geraten, ich könnte lesbisch sein.
00:08:43: Und zugleich mit diesen starken Gefühlen für eine andere Frau zu ringen.
00:08:48: Und hiermit kommen wir dann zu dem Punkt, an dem ich euch erzähle, warum ich so eine starke Reaktion auf Wicked Teil zwei hatte.
00:08:56: Was passiert, wenn Repräsentation plötzlich fehlt?
00:09:01: Also ich bin letztes Jahr an Wiccatar I gegangen und ich war wirklich beseelt von dieser Verfilmung.
00:09:08: In meinen Augen sind sie nämlich komplett mit Gay Linda gegangen, also einer queeren Auslegung des Charakters Glinda.
00:09:17: Ohne wirklich was an der Storyline zu ändern.
00:09:19: Die im Musical frecherweise ja schon immer beide Frauen etwas mit Fierro haben lassen.
00:09:25: Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass Glinda in der Buchvorlage nicht mit Fiero zusammenmist.
00:09:31: Diese Dreiecksbeziehung haben sich die Schreiber des Musicals ausgedacht, wahrscheinlich in der Anwandlung ein möglichst massentaugliches, also auch nicht aneckendes, straightes Musical zu schaffen.
00:09:44: Nun ja.
00:09:45: All das kommt auch in Teil eins zu tragen und doch fühlte ich mich in meinem Verständnis von Glinda nur bestätigt.
00:09:53: Ihre stärkeren Emotionen gelten elferbar.
00:09:56: Fiero ist immer wieder schnell vergessen und letztlich nur vor Show.
00:10:02: Mein Gefühl, einen Anteil von mir in Glinda wiederzuerkennen und repräsentiert zu sehen, wurde halt auch noch durch Äußerungen darum herumgefüttert, durch Ariana Grande's Aussage Glinda might be a little in the closet und der Bestätigung, die Christian Janoweth hinzugab.
00:10:20: Also keine explizite Darstellung einer queeren Glinda, jedoch ein Haufen Hinweise.
00:10:26: Um zu verstehen, warum ich das irgendwie so tatscht, glaube ich, hilft ein Blick zurück und ein bisschen Hintergrund.
00:10:36: Subtext, das ist ja quasi der Text hinter dem Text.
00:10:40: Also das, was jetzt eben nicht explizit gesagt oder gezeigt wird, was irgendwie aber mitschwingt und was man irgendwie spürt.
00:10:48: Und Subtext ist eben nicht nur ein nettes Stilmittel, sondern eher wie eine Überlebensstrategie.
00:10:56: die queere Menschen sich über all die Jahrhunderte erarbeitet haben.
00:11:01: Subtext und somit verschleierte Repräsentation von queerer Liebe sind schon immer wichtiger Teil von queerem Medienkonsum gewesen.
00:11:11: Die längste Zeit der Menschheitsgeschichte gab es eben keine offene Repräsentation von homosexueller Liebe in Texten.
00:11:19: Durfte es nicht geben.
00:11:20: In Texten wie in der Realität.
00:11:23: Aber queere Liebe schwang zwischen den Zeilen mit.
00:11:26: In Zwischentönen, in Blicken, in Pausen, das Publikum, das diese Gefühle kannte, sah das und wusste, was gemeint war.
00:11:37: Und wer es nicht sehen wollte, saß eben nicht.
00:11:41: Es gibt viele Beispiele dafür in der Literaturgeschichte.
00:11:45: Sein ist die Liebesgedichte von Emily Dickinson, die ihrer Schwergerin galten.
00:11:50: Aber so direkt konnte es natürlich nicht darin stehen, also nutzte sie mit Taffan.
00:11:55: Oder Die Vampirgeschichte Camilla, von achtundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.
00:12:25: Es war nötig, mit Subtext zu arbeiten.
00:12:28: Und Quiere, Leserinnen, Lernten, sich zwischen den Zeilen zu finden.
00:12:35: Ich hab's nicht bewusst getan, aber ich fand mich so in Glinder.
00:12:40: Schon im Jahr zwei Tausend Sieben nur beim Hören der CD.
00:12:44: Ich fand mich in der Frau, die alles zum Scheintat, die der Welt gefallen wollte.
00:12:49: Und die nur echt zu fühlen schien, wenn's um Elferba ging.
00:12:53: Ich fand mich in ihrer Unfähigkeit zu ihren Gefühlen zu stehen, in ihrem Zwiespalt, dem ich könnte ja noch so weiter funktionieren.
00:13:01: Es geht ja irgendwie und es fühlt sich aber nicht richtig an.
00:13:06: Ich ging also jetzt in Wicked Teil zwei in meinem pinken Pulli und mit einem pinken Schal, wohlgemerkt, völlig in meiner Identifikation mit Linda.
00:13:17: und dann kommt ziemlich früh im Stück einer meiner liebsten Lindermomente.
00:13:20: Thank goodness.
00:13:22: Und ich bekomme einen Stich ins Herz.
00:13:25: In dieser Szene wird Fiero eröffnet, dass er jetzt mit Glinda verlobt sei.
00:13:30: Passiert so im Bühnenstück auch.
00:13:32: Fiero ist irritiert, Glinda versucht zu beschwichtigen, Fiero haut ab, Glinda bleibt technisch zurück.
00:13:38: Und man könnte sagen, passiert alles im Film auch.
00:13:42: Nur mit einer feinen Ergänzung der Interaktion bei der Figuren, einem Kuss.
00:13:48: Im Film versucht Glinda mehrfach Fiero einen Kuss abzuringen, den sie schließlich auch bekommt.
00:13:55: Und man könnte sagen, ja, das ist ja eine Kleinigkeit.
00:13:58: Mich hat es völlig rausgerissen.
00:14:01: Ich habe natürlich jetzt nicht jede Bühnenfassung des Stücks gesehen.
00:14:05: Bin mir aber sicher, dass eigentlich kein Kuss in dieser Szene passiert.
00:14:09: Er ist auch nicht nötig, denn was uns die Szene vor allem zeigt, ist, dass die Beziehung von Glinder und Fiero fake und nicht glücklich ist.
00:14:19: Die Entscheidung also im Film, hier einen Kuss, eine körperliche, romantisch konnotierte Geste einzubinden, tut letztlich nur eines.
00:14:28: Etablieren, dass Glinda und Fierro eine körperliche Beziehung miteinander haben.
00:14:34: Eine Beziehung, in der halt auch geküsst wird.
00:14:37: Nicht rein platonisch also.
00:14:39: Wie lesbisch kann Glinda noch sein, wenn sie versucht, ihn zu küssen?
00:14:44: Ich weiß.
00:14:45: Das muss überhaupt nichts heißen.
00:14:48: Das kann immer noch alles Fake sein, klar.
00:14:50: Aber in dem Moment kippte etwas in mir.
00:14:55: Denn alles, was wir haben, um Charaktere zu interpretieren, ist ja das, was gezeigt wird.
00:15:02: Und gezeigt wurde eine heterosexuelle Beziehung.
00:15:07: Ich war also zerknirscht.
00:15:09: Wenig später setzte es dann noch einen drauf, denn was der Film zum Musical hinzudichtet ist, dass diese Hochzeit zwischen Glinda und Fero tatsächlich stattfindet.
00:15:20: Passiert im Bühnenstück nicht, Fero ist vorher schon weg.
00:15:24: Im Film jedoch sehen wir, wie Glinda sich auf ihrer Hochzeit freut.
00:15:30: Wir sehen, wie sie sich vorbereitet, wir hören, wie sie sich euphorisch freut, am getting married.
00:15:37: Und wieder sagte mein Herz eine Etage tiefer.
00:15:41: Wenn Glinda Fierro nicht doch irgendwie lieben würde, dann würde sie sich doch nicht auf eine Ehe mit ihm freuen.
00:15:51: Und das war der Punkt, wo etwas in mir brach.
00:15:56: Ich dachte, ich kann diese Podcast-Folge nicht machen.
00:16:01: Ich kann das nicht veröffentlichen.
00:16:04: Schlimmer noch.
00:16:05: Ich dachte und ich fühlte, ich mache mich lächerlich damit.
00:16:10: Lächerlich?
00:16:12: Überhaupt jemals, irgendfem erzählt zu haben, Glinda sei ein queerer Charakter.
00:16:18: Denn das, was ich hier sehe und was alle anderen sehen, sind ganz banale, offene Anzeichen für eine heterosexuelle Glinda.
00:16:28: Jeder, der diesen Film sieht, bekommt Gründe an die Hand, Glinda straight zu lesen.
00:16:34: Mehr Gründe als ich, das Gegenteil zu behaupten.
00:16:37: Wie lächerlich, der sich jemals gedacht hatte, Ich wäre hier irgendwie mitgemeint, denn ich, und dann ging es halt ganz tief, ich bin immer noch einfach nur ein Teil einer Minderheit.
00:16:55: Lesben sind selten und Wicked hat nichts mit mitzutun.
00:17:01: Und dann ging es mir den ganzen restlichen Film über, und danach auch noch, schlecht.
00:17:08: Es war als wär mir was genommen worden, was natürlich quatsch ist, aber das ist so die Emotion.
00:17:13: Bis dahin habe ich Wicked als etwas erlebt, das mich meint.
00:17:18: Mit Teil zwei wurde ich plötzlich wieder auf meinem Platz als die andere verwiesen.
00:17:24: Jemand, der zuschauen darf, aber nicht vorkommt.
00:17:27: Eine Resonanz, die plötzlich von mir zurückweg.
00:17:35: Ich musste nach dieser wirklich niederschmetternden Erfahrung mit mir und dem zweiten Wicked Film erst mal Austausch suchen.
00:17:43: Sowohl online mit anderen Wicked Fans als auch mit Freunden von mir.
00:17:47: Und das hat mir wirklich sehr geholfen.
00:17:50: Erst einmal hat es mir sehr gut getan, festzustellen, dass andere meine Reaktion verstehen, dass sie die Problematik sehen.
00:17:57: Denn auch das... Diese heftige Gefühlsreaktion von mir war etwas, was wiederum Scham in mir auslöste.
00:18:05: So von wegen, Lina, wie kann man nur so emotional auf sowas reagieren?
00:18:12: Aber ich habe festgestellt, ich bin damit nicht komisch und auch nicht allein.
00:18:18: Und das liegt sehr wahrscheinlich daran, dass wir als queere Menschen diese Erfahrung einfach leider so gut kennen.
00:18:27: uns nicht repräsentiert zu sehen und sogar zurückgedrängt zu sehen, aus der Sichtbarkeit zurück ins Unsichtbare.
00:18:36: Ich glaube, das ist wie eine universelle Erfahrung, eine historisch eingebrannte Erfahrung in lesbisches Leben.
00:18:46: Frauenbeziehung wurden über die Jahrhunderte prinzipiell heruntergespielt.
00:18:51: Liebe zwischen Frauen wurde zu romantischen Freundschaft.
00:18:55: Egal wie intensiv zum Beispiel die Liebesbekundung oder wie eng der körperliche Kontakt, wenn es sich um zwei Frauen handelte, wurde das nicht als romantische Liebe ernst genommen.
00:19:07: Frauen wurde ein eigenes sexuelles Begehren generell abgesprochen und wenn eben doch sowas hervorgerufen wurde, dann natürlich nur in Verbindung zu einem Mann.
00:19:18: Ich meine Frauenbeziehungen bewegen sich damit auch in so einem ziemlich schwierigen Feld, weil natürlich war auch nicht jede Frauenfreundschaft historisch betrachtet, auch gleich romantisch, natürlich nicht.
00:19:34: Aber es gab sie natürlich.
00:19:36: Es gab natürlich eben die Beziehungen, die über Freundschaft hinausgingen und die aber trotzdem dann heruntergebrochen wurden und als Freundschaft bezeichnet wurden.
00:19:46: Und genauso ist es aber irgendwie auch andersrum.
00:19:49: Also auch heute noch werden Frauenfreundschaften irgendwie Oftmals romantisch kodiert, selbst wenn sie überhaupt gar nicht romantisch sind.
00:19:59: Aber irgendwie ist da so was in weiblichen Beziehungen, was so mit Nähe und dem Ausdruck von Nähe zu tun hat, was irgendwie oft zwischen Freundschaft und Romantik verschwimmt.
00:20:10: So, und jetzt haben wir halt diese romantisch kodierten Frauenfreundschaften und einerseits bietet das Resonanzraum für queere Gefühle und andererseits ist das aber auch eine Falle.
00:20:22: für Queerbaiting und Pinkwashing.
00:20:26: Queerbaiting ist, wenn bewusst auf Marketingstrategien gesetzt wird, dass einer queeren Zuschauer scharf das Gefühl gibt, sie werde hier angesprochen und hier gäbe es etwas für sie, nur um dann im eigentlichen Text Film, Serie, dann eben doch nichts Eindeutig Queeres zu haben.
00:20:47: Pinkwashing ist, wenn sich ein Produkt mit Regenbogenestätik schmückt, aber halt inhaltlich nichts für queere Menschen tut.
00:20:56: Und ich würde sagen, das Gegenteil davon ist Straight Signalling, wenn ein Text aktiv heterosexuelle Bilder nachschiebt, wie einen Kuss zum Beispiel, um jede queere Lesart wieder einzufangen.
00:21:11: Ich habe mich dann schon auch gefragt, ob das bei Wicked passiert ist.
00:21:15: Das Marketing um den Film herum stützt sich ja sehr auf die beiden Frauenfiguren und auch darüber hinaus auf die beiden Hauptdarstellerinnen und deren Freundschaft.
00:21:25: Und die romantische Konnotation wird in Bildern und Interviews ziemlich ausgeschlachtet.
00:21:31: Immer so weit wie eben möglich, ohne jemals explizit zu werden.
00:21:36: Und dann kommt der Film und beide Frauen haben diese seltsamen Beziehungen zu einem Mann.
00:21:43: Egal wie intensiv die Beziehung zwischen den Frauen ist, sie kommen kaum los von einem Mann dazwischen.
00:21:49: Ich glaube wirklich, das ist etwas, woran Wicked overall ein bisschen krankt.
00:21:55: Naja, eine Rückmeldung, die ich dann auf mein angeknackstes lesbisches Herz bekam, war, auch wenn es Straight Signalling gibt, könnte man immer noch einen Text, ein Film, Queer lesen.
00:22:12: Wir als Queer Menschen könnten immer noch ein Medium zu unserem machen.
00:22:19: Und ich denke, da hat die Person, die mir das gesagt hat, tatsächlich recht mit.
00:22:28: Nachdem ich mich aus meiner ziemlich lesbischen Repräsentations-Existenzkrise, nachdem ich mich wieder etwas davon beruhigt hatte und den Film dann ein zweites Mal ansah, ließ ich zu, das anzuerkennen.
00:22:44: was er mir an queeren Momenten bot.
00:22:48: Denn trotz der Enttäuschung, die kleine Momente in mir ausgelöst hatten, auch Wicked Teil zwei hat weiterhin queere Romantik.
00:22:58: Und ich meine, was ist denn eigentlich Romantik im Film?
00:23:05: Da haben wir einerseits allgemein bekannte romantische Gesten, natürlich wie Küße, wie eine Hochzeit, aber Romantik umfasst auch Blicke, Gesten, Bildsprache, die Art, wie eine Szene inszeniert ist.
00:23:23: Wer steht in welchem Licht?
00:23:24: Wer läuft wem nach?
00:23:26: Wer flüstert Wessenname?
00:23:29: Romantik ist der Rahmen, in dem uns ein Film sagt, hier geht's um mehr als nur nette Freundschaft.
00:23:37: Und in Wicked für Gut gibt's doch einige interessante Momente.
00:23:44: Nessa unterstellt Elferbar, sie wolle nur zu der Hochzeit fliegen, wegen Fierro.
00:23:50: Stattdessen landet Elferbar auf Glindersbalkon.
00:23:54: Beides druggeln offenkundig in einer Mischung aus Schmerz und Sehnsucht, Glinda dabei in ihrem Hochzeitskleid.
00:24:02: Da fehlt eigentlich nur der Versuch, die Braut zu entführen.
00:24:06: Im Anschluss versucht Glinda Elferbar zu überzeugen, doch mit ihr und dem Zauberer zusammenzuarbeiten, Übrigens alles Dinge, die der Film dazu erfunden hat.
00:24:16: Das gibt's so im Bühnenstück nicht.
00:24:18: Glinda steckt dann zwei Besen zusammen, was optisch wirklich hochgradig irritierende Ähnlichkeit zu Scissoring hat.
00:24:27: Und beide Frauen fliegen durch ein rosarotes Sternenmeer, während Glinda Elfer banaligt, welch wunderbares Team sie sein könnten.
00:24:35: Das ist wirklich hochgradig romantisch, nahezu kitschig romantisch inszeniert.
00:24:42: Noch immer, im Musical wie im Film kann man Glinders Reaktion darauf, von Fiero für Elferbar verlassen zu werden, weniger als Schmerz über das Verlassenwerden interpretieren, sondern als Schmerz darüber, dass sie selbst nicht Fiero ist, dass sie eben nicht den Mut hat, sich für Elferbar zu entscheiden, dass sie, wenn sie Fiero in die Augen schaut und sagt, er liebt sie, auf einmal sich selbst erkennt.
00:25:11: Kurz darauf sind Glinda ihr neues Solo, Girl in the Bubble, in dem es nur darum geht, sich von dem schönen Schein zu verabschieden und aufzuhören, eine Lüge zu leben.
00:25:22: Ohne ihn hat sie Figero, der abgeführt und gefoltert wird, arg schnell vergessen.
00:25:29: Also, ne?
00:25:29: Jetzt kann man ja sagen, Elferbar ist immerhin damit beschäftigt, alles zu tun, um ihn irgendwie zu retten, während Glinda sich erst wieder an ihn erinnert, wenn sie später bei Elferbar ist.
00:25:39: und diese ein Kleidungsstück von ihm hält.
00:25:42: Die markantes Szene jedoch für mich ist wohl die, wenn sich Elferbar und Glinda am Ende gegenseitig sagen, I love you.
00:25:52: Und ich muss sagen, es fühlt sich wirklich wie ein Himmel weiter Unterschied an, ob man den Film im englischen Original sieht und eben beide I love you sagen oder im deutschen Ich hab dich lieb.
00:26:07: Da liegt einfach eine andere Bedeutungsebene drin und ich finde es schon bezeichnend, dass im Deutschen das freundschaftliche Ich Hab Dich Lieb gewählt wurde statt das deutlich tiefere Ich Liebe Dich.
00:26:20: Glinders Gesicht in dem Moment spricht Bände.
00:26:22: Da ist ein Gefühl von endlich, endlich höhrig ist oder endlich kann und werde ich es aussprechen.
00:26:31: Und last but not least entscheidet sich der Film mit einem Cut von Elferbar und Glinder zu enden.
00:26:37: Einem Cut, in dem beide, in schwarz und weiß, auf der Wiese sitzen wie ein frisch getrautes Ehepaar.
00:26:44: Der Film lässt also keine Zweifel daran, was die zentrale Beziehung der Geschichte ist.
00:26:51: Ganz ehrlich, wenn wir dieselbe Inszenierung mit einem Mann und einer Frau sehen würden, würden die wenigsten zögern, das als Liebesgeschichte zu lesen.
00:27:03: Und füllen wir uns das alles vor Augen, kann man Glinda den Kuss wohl verzeihen.
00:27:08: Man kann sagen, sie war eben noch nicht so weit.
00:27:12: Sie hat den ganzen zweiten Film gebraucht, um zu verstehen, was ihre wahren Gefühle sind.
00:27:18: Und alles vorher war eben ein Handeln für den schönen Schein, vor den anderen, vor Fierro, vor sich selbst.
00:27:26: Eine Performance.
00:27:29: Ich fand diese Achterbahnfahrt der Gefühle, durch die mich Wicked jetzt geführt hat, Hochgradig interessant, was meine Wahrnehmung und Gefühlswelt als lesbische Frau betrifft.
00:27:40: Wie wichtig mir offensichtlich Identifikation und Repräsentation sind und dass das auch okay ist.
00:27:48: Es ist klar, dass wir als queere Menschen, aber auch einfach als Menschen uns selbst da draußen suchen.
00:27:56: Dass wir uns wiederfinden wollen.
00:27:57: Wir brauchen das für uns und auch für andere, die uns anhandfalls nicht wahrnehmen würden.
00:28:05: Ich fand mich in einem interessanten Zwiespalt, der aber einfach so echt ist wie das Leben selbst.
00:28:12: Ich kann Wicked lieben und ein bisschen enttäuscht sein.
00:28:16: Ich kann mich in Glinda sehen und auch das andere in ihr erkennen.
00:28:21: Quere Lesarten bleiben wichtig in dieser Welt, die zumeist eben die Mehrheit adressiert.
00:28:29: Wie Elferbar in Defying Gravity den Mut hat, ihre eigene Überzeugung zu verfolgen, so schafft auch die queere Community sich eben ihre eigenen Räume trotz aller heteronormativer Grenzen.
00:28:42: Ich weiß das nicht, alle queere Menschen wickelt so lesen wie ich.
00:28:45: Und das müssen sie auch nicht.
00:28:48: Aber meine Reaktion zeigt, wie tief solche Geschichten in unsere Identität hineingreifen können, wenn wir uns in ihnen wiederfinden.
00:28:56: Oder eben nicht.
00:28:59: Übrigens zum Abschluss.
00:29:01: Ich habe mich nämlich nun erstmals lustigerweise gefragt, was wird denn eigentlich aus Glinda jetzt?
00:29:08: Jetzt, nachdem Elfa Badan fort ist und Glinda verstanden hat, was sie eigentlich fühlt und wer sie ist.
00:29:14: Ja, also in Lyman Frank Baum's letztem Buch der originalen Ostbücher Glinda von Ost von Einhundert der schönsten Frauen von Ost zu Diensten sind.
00:29:34: Ich denke, um Glinda müssen wir uns keine Sorgen machen.
00:29:38: In diesem Sinne, schaut euch wickert an und wagt weiterhin einen queeren Blick auf die Dinge.
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